Über ein Drittel der Fläche der Schweiz wird landwirtschaftlich genutzt – als Anbaufläche, Weiden und Wiesen. Diese Lebensräume sind stark vom Menschen geprägt und bleiben nur erhalten, wenn sie stetig bewirtschaftet werden.
In der konventionellen Landwirtschaft werden viele Spritz- und Düngemittel eingesetzt – zu Ungunsten der Biodiversität. Es gibt jedoch viele Labels, welche naturfreundlichere Produktionsstandards fördern bzw. voraussetzen. Dazu gehören IP-Suisse, Terra-Suisse und verschiedene Bio-Zertifikate.
Mit dem Kauf von zertifizierten Produkten fördert man direkt die Artenvielfalt im Landwirtschaftsgebiet.
Als vor rund 8000 Jahren die ersten Menschen im Gebiet der heutigen Schweiz sesshaft wurden, war die gesamte Landesfläche unterhalb der Baumgrenze bewaldet. Grasflächen gab es noch keine. Um Landwirtschaft betreiben und Felder anlegen zu können, begannen die neuen Bewohner, Wälder zu roden.
Heute wird über ein Drittel der Landesfläche landwirtschaftlich genutzt. Zwei Drittel dieser Nutzung entfällt auf die Tierhaltung. Das liegt vor allem an der Schweizer Topographie mit ihren vielen Bergen und Hügeln: Gemüse- und Getreideanbau ist an steilen Hängen kaum möglich. In anderen Bergregionen der Welt, etwa in Nepal, wurden steile Hänge terrassiert, um Pflanzen anbauen zu können. In der Schweiz hätte sich das nicht gelohnt – die Sommer in den Alpen sind zu kurz, als dass sich die üblichen Kulturpflanzen entwickeln könnten. Ackerflächen liegen deshalb fast ausschliesslich im Mittelland.
Die Grasflächen, die der Tierhaltung dienen, lassen sich in zwei Kategorien unterteilen: Weiden und Wiesen. Auf Weiden ernähren sich die Tiere direkt von den dort wachsenden Nährstoffen, während Wiesen gemäht werden; das Wiesengras wird zu Heu oder Silage verarbeitet und später als Winterfutter genutzt.
Je nach Nährstoffgehalt und der Verfügbarkeit von Wasser wird eine Wiese als Mager-, Fett- oder Trockenwiese bezeichnet. Ungedüngte Wiesen sind nährstoffarm, und das akzentuiert sich, je häufiger Heu abgeführt wird: Das Futter entzieht dem Boden viele Nährstoffe. Das sorgt für besondere Lebensbedingungen, mit denen viele Tiere und Pflanzen nicht gut zurechtkommen – die aber für spezialisierte Arten perfekt sind. Wird eine bislang nährstoffarme Wiese plötzlich gedüngt, verschwinden diese Spezialisten. Das geschieht immer häufiger, denn die Landwirtschaft wird intensiviert: Um mehr Heu zu gewinnen und damit mehr Tiere halten zu können, werden Wiesen vermehrt gedüngt.
Anders als Wiesen sind Weiden immer gedüngt – mit dem Kot und dem Urin der Tiere, die sich vom Weidegrass ernähren. Beweidung kann sich positiv auf die Artenvielfalt auswirken, denn weil verschiedene Tierarten unterschiedliche Futtervorlieben haben, werden Weiden nicht gleichmässig abgefressen. So fressen zum Beispiel Ziegen anders als die meisten Nutztiere auch dornige Pflanzen – und lassen wiederum andere Pflanzen stehen.
Die Landwirtschaftsfläche der Schweiz nimmt stark ab. Zum einen liegt das daran, dass im Berggebiet viele Flächen nicht mehr bewirtschaftet werden – der Aufwand ist zu gross, der Ertrag zu klein. Jährlich verbuscht und verwaldet eine Fläche von der Grösse des Thunersees. Die Entwicklung lässt sich nur durch gezielte Förderung der Landwirtschaft im Alpenraum oder durch Freiwilligenarbeit eindämmen. Zum anderen liegt der Rückgang daran, dass im Flachland immer mehr Landwirtschaftsfläche in Siedlungsgebiet umgewandelt wird. Diese Entwicklung wurde aber durch die Revision des Raumplanungsgesetzes abgeschwächt
Früher wurden Ackerflächen von Hand oder mit Pferden und Ochsen bestellt. Die Industrialisierung setzte eine immer weiter reichende Automatisierung in Gang. Heute werden Äcker mit Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben oder Tierfutter ausschliesslich maschinell bewirtschaftet. Nur bei Gemüse- und Fruchtkulturen wie Erdbeeren erfolgen einzelne Arbeitsschritte noch von Hand.
Mit den Anbaumethoden hat sich auch das Erscheinungsbild der Äcker verändert. Die einzelnen Felder sind heute viel grösser als früher, und es werden darauf nur Pflanzen einer Art angesät. Man nennt das Monokulturen. Alle anderen Pflanzen, die sich spontan zwischen den gewünschten Pflanzen ansiedeln, gelten als Unkraut. Weil sie die maschinelle Ernte stören, sind sie nicht erwünscht. In der konventionellen Landwirtschaft wird Unkraut deshalb mit Gift bekämpft. Und weil sich in Monokulturen Schädlinge viel rascher ausbreiten als in Mischkulturen, wird auch zur Schädlingsbekämpfung Gift eingesetzt. Auf den Äckern lebt heute eigentlich nur noch, was gezielt angebaut wird.
Als Gegenmassnahme dienen Ackerrandstreifen. Das sind nicht bepflanzte Grünstreifen am Rand eines Felds. Unkräuter stören dort nicht und dürfen wachsen. So bleibt die Artenvielfalt der Ackerflächen erhalten. Und die Ackerrandstreifen bringen weiteren Nutzen: Sie beherbergen meist Nützlinge, die aufkommende Schädlinge eliminieren. Dank solcher natürlichen Schädlingsbekämpfung muss weniger Gift eingesetzt werden.
Weiterführende Literatur:
HOTSPOT 2/00 – Biodiversität und Landwirtschaft
HOTSPOT 11/05 – Biodiversität im Kulturland
HOTSPOT 18/08 – Trockenwiesen und -weiden
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