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«Geheimtipp»: Vielfalt des Lebens

Beim «Geheimtipp» handelt es sich nicht um eine eigentliche Lebensraumkategorie. Vielmehr ist es eine Möglichkeit, die Schönheit und die Vielfalt des Lebens darzustellen. Letztere nennt man in der Fachsprache auch Biodiversität. Sie umfasst die Vielfalt an Lebensräumen, die Artenvielfalt und die genetische Vielfalt.

Festival der Natur – Biodiversität erleben

Die NatureChallenge ist ein Projekt des Vereins «Festival der Natur». Am Wochenende des internationalen Tags der Biodiversität – heuer vom 24. bis 27. Mai 2018 – findet das Festival der Natur statt. Das Festival bietet rund 750 Veranstaltungen zu Natur, Artenvielfalt und Ökologie.

Exkursionen, Vorträge, Kurse, Naturschutzeinsätze, Wanderungen, Gartengestaltung, Verschenkaktionen, etc. Die Palette der Veranstaltungen ist riesig und ebenso die Themen. Das Festival findet in allen Sprachregionen statt. Stell dir gleich heute ein tolles Wochenendprogramm zusammen. Hier geht’s zur Festival Website.

Die Biodiversität ist aufgrund menschlicher Aktivitäten weltweit bedroht. Die berühmtesten Beispiele sind die Abholzung tropischer Regenwälder, die Überfischung der Weltmeere oder die Ausrottung von Nashörnern für den Elfenbeinhandel. Alles Beispiele von weit weg. Aber auch die Schweiz ist vom Biodiversitätsverlust betroffen. Die Hälfte der Lebensräume und ein Drittel der Arten sind bedroht. Zerstörung, Übernutzung und Verschmutzung natürlicher Lebensräume sind die massgeblichen Ursachen des Rückgangs. Aber auch die Klimaveränderung und die Verdrängung einheimischer Arten durch invasive Arten setzen den Tieren und Pflanzen zu.

Vielfalt der Lebensräume in der Schweiz

In der Schweiz gibt es 235 Lebensraumtypen, die über verschiedene Eigenschaften von einander unterscheidbar sind und die über eine charakteristische Artenzusammensetzung verfügen. Unsere Kollegen von Infoflora haben auf ihrer Website alle Lebensraumtypen der Schweiz aufgeführt – mach dich schlau!

Für die NatureChallenge haben wir die komplexe Unterscheidung etwas vereinfacht und jeweils mehrere Lebensraumtypen anhand gemeinsamer Merkmale zusammengefasst. Herausgekommen sind folgende Kategorien: «Am Wasser», «Hoch hinaus», «Im Wald», «Natur in Dorf und Stadt», «Rund um den Bauernhof». In all diesen Kategorien gibt es Lebensraumtypen, die selten oder gar bedroht sind.

Die Existenz geeigneter Lebensräume ist Grundlage für das Überleben von Arten. Mit dem Verschwinden von Lebensräumen ist direkt die Artenvielfalt gefährdet.

Artenvielfalt – Was ist eine Art?

Nach dem „biologischen Artkonzept“ zählen zu einer Art alle Lebewesen, die sich natürlicherweise (von sich aus) paaren, fortpflanzungsfähige Nachkommen erzeugen können und damit eine Fortpflanzungsgemeinschaft bilden. An einem Beispiel illustriert heisst dies, dass Pferd und Esel, obwohl sie einander ähnlichsehen, zwei verschiedene Arten bilden. Wenn man nämlich ein Pferd mit einem Esel kreuzt kommt dabei zwar ein Maultier bzw. Maulesel heraus, dieses Tier ist jedoch unfruchtbar.

In der Schweiz leben mehr als 40’000 Arten – 111 Säugetierarten, über 400 Vogelarten sowie fast 30’000 Insekten- und rund 4’000 Pflanzenarten. Gemessen an der kleinen Fläche unseres Landes ist diese Zahl sehr hoch. Diese Vielfalt hängt direkt mit der Topografie und dem Klima der Schweiz zusammen. Dank ausreichend Niederschlägen, können Pflanzen gut gedeihen und bilden die Grundlage komplexer und vielfältiger Nahrungsketten. Die Bedeutung der Alpen für die Artenvielfalt ist in der entsprechenden Lebensraumkategorie beschrieben.

Genetische Vielfalt

Die genetische Vielfalt ist Grund für die Unterschiedlichkeit verschiedener Lebewesen der gleichen Art. Sie zeigt sich ganz offensichtlich in der Haar-, Haut- oder Augenfarbe – etwas weniger offensichtlich zum Beispiel in der Tatsache, dass verschiedene Individuen derselben Art mit heissen Sommertemperaturen unterschiedlich gut zurechtkommen.

Für die Arterhaltung ist die genetische Vielfalt von grosser Bedeutung. Sie bestimmt die Angepasstheit an vorherrschende und die Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Standortbedingungen. Wenn alle Individuen einer Art gleich wären und nicht gut mit warmen Sommertemperaturen klarkommen, würde die Art bei sich erwärmendem Klima lokal verschwinden (abwandern) oder wenn es keine Ausweichmöglichkeiten gibt komplett aussterben. Dank der genetischen Vielfalt gibt es aber oftmals Individuen, die auch mit den neuen Standortbedingungen zurechtkommen und das Fortbestehen der Art sichern.

Bedeutung der Biodiversität:

Für die Natur

Viele Arten hängen direkt von der Existenz anderer Arten ab. Sei es, weil sie sich auf eine einzelne Pflanzen- oder Tierart als Futterquelle spezialisiert haben oder weil sie nur von einer bestimmten Art bestäubt werden können. Wenn eine Art «X» zum Beispiel aufgrund guter Klimabedingungen häufiger wird, wirkt sich dies positiv auf all ihre Fressfeinde aus – sie werden ebenfalls häufiger. Ihre Beutetiere hingegen leiden darunter. Wenn es aber nicht mehr genug Beutetiere gibt, wirkt sich dies wiederum auf Art «X» aus und sie wird wieder etwas seltener. Es existiert ein dynamisches Gleichgewicht.

Wenn eine Art ausstirbt, gerät das Gleichgewicht aus den Fugen. Das vollständige (wenn auch lokale) verschwinden einer Art kann die Existenz vieler anderer Arten bedrohen. Es kann sogar dazu führen, dass weiter Arten aussterben. Und im schlimmsten Fall bewirkt deren Aussterben dann das Verschwinden weiterer Arten. Man nennt dieses Phänomen «Co-Extinktion».

Für den Menschen

Die Menschheit ist ebenfalls Teil der Natur – der Biodiversität. Auch unser Überleben ist direkt von der Existenz anderer Arten abhängig. Am offensichtlichsten ist es, wenn wir auf die Nahrungsmittelproduktion schauen. Alles was wir essen, sind Lebewesen – ob Pflanzen, Tiere oder Pilze.

Die Biodiversität ist aber noch in vielen anderen Lebensbereichen von entscheidender Bedeutung. Die Bestäubung unserer Nutzpflanzen durch Schmetterlinge und Wildbienen, die Produktion von Sauerstoff durch Pflanzen, die Reinigung der Luft durch Bäume, der Abbau von toten Lebewesen durch Zersetzer (Regenwürmer, Pilze, Bakterien, etc.), das Fressen von «Schädlingen» durch «Nützlinge», die Reinigung von Wasser durch Bakterien, u.v.m. Von all diesen Aktivitäten profitieren wir Menschen direkt. Man nennt sie auch Ökosystemdienstleistungen.

Weiterführende Literatur:
HOTSPOT 12/05 – Der Wert der Biodiversität
HOTSPOT 30/14 – Ökosystemleistungen
HOTSPOT 36/17 – Auf den Spuren des Artensterbens


Lebensraum Im Wald