Die Schweiz gilt als Wasserschloss Europas. Seen, Flüsse und Quellen machen aber gerade einmal 4,3 Prozent der Landesfläche aus. Allerdings werden auch viele andere Lebensräume entscheidend von Wasser geprägt: Uferzonen, temporäre Gewässer, Moore und Feuchtwiesen.
Quellen gehören zu den seltensten Lebensräumen der Schweiz. Sie sind sehr einfach erkennbar, als Stelle an der Wasser einfach so aus dem Boden oder einer Felsspalte austritt. Quellwasser ist natürlicherweise sauerstoff- und nährstoffarm. Seine Temperatur ist das ganze Jahr über gleich und entsprich ungefähr der Jahres-Mitteltemperatur der Region. Quellen beherbergen rund 100 spezialisierte Tierarten.
Quellen waren früher sehr zahlreich, doch schon vor Jahrhunderten begann der Mensch, diese zur Gewinnung von Trinkwasser zu fassen oder zur Gewinnung von Landwirtschaftsland trockenzulegen. Rund 70% der quellspezifischen Tierarten werden heute als gefährdet auf der Roten Liste geführt.
Als sich die Gletscher nach der letzten Eiszeit vor etwa 10’000 Jahren zurückzogen, hinterliessen sie Spuren: Vertiefungen in der Erde, sogenannte Senken, in denen Gletscherwasser zurückblieb. Einige dieser Senken sind auch heute noch Seen, zum Beispiel der Zürichsee. Andere wurden mit der Zeit mit angeschwemmtem Material wie Kies, Schlamm und Laub aufgefüllt; Wälder oder Moore entstanden.
In der Schweiz gibt es heute 1480 Seen, fünfzig davon haben eine Fläche von über einem Quadratkilometer. Sie sind der Lebensraum für viele Fischarten und Wasservögel. Sie gehören zu den Lieblingsausflugszielen der Bevölkerung. Allerdings geht es den Schweizer Seen nicht ganz so gut, wie man vielleicht meint.
Während Jahrzehnten flossen Kanalisationswasser (mit phosphorhaltigen Abwaschmitteln) und Gülle aus der Landwirtschaft in die Gewässer. Das beeinträchtigte die Wasserqualität vieler Seen massiv. Der Hallwyler- und der Baldeggersee zum Beispiel werden noch heute künstlich mit Sauerstoff versorgt, damit es im Sommer nicht zu einem massenhaften Fischsterben kommt. Das sind aber Extremfälle: An den meisten Orten haben strengere Auflagen und neue Kläranlagen das Problem entschärft, wenn auch nicht ganz gelöst. Bis sich die Nährstoffkonzentration in den überdüngten Schweizer Seen wieder ganz normalisiert hat, dauert es aber noch mehrere Jahrzehnte.
Eine weitere Problemzone der hiesigen Seen sind ihre Ufer. Diese wären wertvolle Lebensräume. Entlang der Flachlandseen sind sie aber grösstenteils verbaut. Die wenigen unverbauten Abschnitte ziehen im Sommer tausende Erholungssuchende an. Lärm, Trittschäden, Abfall und Urin verhindern, dass sich die Natur entwickeln kann. Als Gegenmassnahme werden Seeuferbereiche manchmal als Naturschutzgebiete ausgeschildert. Die dort geltenden Verhaltensregeln müssen wie in allen Naturschutzgebieten unbedingt beachtet werden - denn sie dienen dem Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.
Die Schweizer Flüsse und Bäche sehen heute längst nicht mehr so aus wie einst. Während sie sich früher durch die Landschaft schlängelten und viel Platz einnahmen, erinnern sie heute oftmals an Autobahnen. Bereits im 18. Jahrhundert begann man Wildbäche, später ganze Flüsse zu „korrigieren“ – mittels baulichen Massnahmen wurden sie umgeleitet und sichergestellt, dass sie nicht mehr über die Ufer treten konnten. Die Eingriffe dienten primär der Gewinnung von Landwirtschaftsland. Mit dem Bau von Wasserkraftwerken und Stauseen, wurden die Pegelstände von Flüssen und Seen weiter stabilisiert, wodurch auch viele wechselfeuchte Lebensräume wie Flussauen und Sümpfe verschwanden.
Weiterführende Literatur:
HOTSPOT 6/02 – Biodiversität im Süsswasser
HOTSPOT 15/07 – Biodiversität in Feuchtgebieten
Lebensraum Rund um den Bauernhof
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